Bei einem Orange Wine handelt es sich um einen Weißwein, der wie ein Rotwein hergestellt wird. Die Weißweintrauben werden mit den Beerenschalen (Maische) vergoren. Dadurch werden mehr Tannine und Farbstoffe aus den Beerenschalen extrahiert, welche dem Wein seinen typischen, bisweilen etwas gewöhnungsbedürftigen Geschmack, und seine tiefgelbe bis orange Farbe geben.
Ein Beispiel für maischevergorenen Weißwein ist der traditionelle Quevriwein aus Georgien. Auch wenn diese Art der Weinerzeugung momentan noch eine Marktnische darstellt, ist doch ein internationaler Trend in dessen Richtung festzustellen und immer mehr Winzer gehen dazu über, mit dieser Methode zu experimentieren, um einen eigenen Stil zu finden und ein eigenes Produkt zu entwickeln.
Die Weine präsentieren sich in Aussehen, Geruch und Geschmack sehr unterschiedlich zu einem Weißwein. Das ursprüngliche Aroma der verwendeten Traube hat sich vollständig verändert und ist mit dem des Weißweines nicht mehr zu vergleichen. Ihr Aroma ist weniger fruchtig und von Frische geprägt, sondern es entwickeln sich vermehrt Noten von Trockenfrüchten und Nüssen sowie erdigen Tönen. Es kann bisweilen auch eine Sherry-Note entstehen oder der Orange Wine kann auch schokoladig schmecken.
Wie werden Orange Wines hergestellt?
Die Herstellung der Weine wird oft mit der der Naturweine in Verbindung gebracht, da meist Naturweinhersteller sich auch der Produktion von Orange Wines widmen.
Salopp gesagt werden die Beeren im Herbst in einen Quevri oder einen anderen Behälter gegeben, Deckel drauf, und im Sommer wird der Quevri wieder aufgemacht. Der Winzer versucht bei der Herstellung so wenig wie möglich Einfluss zu nehmen, im Idealfall keinen. Ein Teil der Beeren wird beim Befüllen gequetscht und der Saft fließt heraus. Die anderen Beeren fermentieren von innen heraus und platzen im Verlauf der Fermentation. Der Most bleibt über den Schalen stehen und mit der Zeit findet eine zweite Gärung statt, die malolaktische Gärung, bei der die aggressivere Apfelsäure in mildere Milchsäure umgewandelt wird. Das macht den Wein angenehmer, weicher, cremiger, samtiger und fülliger auf Kosten seiner Frische und Spritzigkeit.
Der Wein wird im Sommer von oben abgepumpt bis er beginnt sich von den Feststoffteilchen einzutrüben. Aus dem verbleibenden Rest, dem Trester wird meist Branntwein gebrannt.
Bei der Herstellung von Orange Wine wird auf die Zugabe von SO2 und eine Filtration meist verzichtet, da Phenole, die bei dem Kontakt des Mostes mit der Maische in den Most übergehen, eine Oxidation des Mostes verhindern. Phenole sind Radikalfänger und Antioxidantien, die zum Teil den Sauerstoff abfangen. Die daraus entstehenden Oxidationsprodukte sind für die Verfärbung verantwortlich. Würde man SO2 dazugeben und filtrieren, würde sich der Orange Wein von seinen weißen Verwandten farblich nicht sehr unterscheiden. Es wäre zumindest kein Orange Wein mehr.
Orange Wein wir reduktiv ausgebaut. Dekantiert man den Wein und/oder belüftet ihn, kann er sich noch geschmacklich verändern. Er wird dadurch runder und angenehmer zu trinken, genau wie die tanninreichen jungen Rotweine.
Das Verfahren der Orange Wine-Herstellung steckt noch in den Kinderschuhen und es wird viel ausprobiert. Es gibt noch kein einheitliches Verfahren, Lehrbücher sind zur Herstellung von Orange Wines noch nicht zu finden, ebenso wenig Praxisleitfäden. Die Ergebnisse sind jedoch sehr spannend.
Das Fehlen von SO2 macht die Weine fehleranfälliger und reduziert die Ausbeute. Auch die Vorbereitung vor der Gärung erfordert viel Sorgfalt. Es werden nur die besten Trauben zur Herstellung dieser Weine verwendet, um eine Fehlentwicklung zu vermeiden. Dies alles macht verständlich, dass Orange Wines zum einen noch selten und zum anderen überwiegend im gehobenen Preisniveau zu finden sind.
Warum tun die Winzer das, obwohl das Risiko des Verlustes so hoch ist? Es ist der „Zurück zur Natur“-Gedanke, der sie antreibt; die Idee einen naturbelassenen Wein herzustellen, in dem das Terroir, sprich Boden, Klima, Bakterien usw. noch unbeeinflusst zur Geltung kommt.
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